Der Datenschutz im Schatten von Web 2.0

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Inner Tube in Swimming PoolDer Datenschutz hat sich in früherer Zeit eher dem Datenbestand von Adresssammlern und Adressdatenbanken gewidmet. Später kam auch der Schutz im Internet vor dem Identitätsdiebstahl und Datenklau (wie der Klau von Kreditkartendaten etc.). hinzu. Im Zeitalter von Web 2.0 stellt sich die Frage, wie weit man die Nutzer vor sich selbst schützen müsste, wenn sie mal wieder bei Facebook, LinkedIn etc. alles Mögliche von sich preisgeben.

Nutzer müssen im Zeitalter von Web 2.0 vor sich selbst geschützt werden

Die Forderung an die Betreiber sozialer Netzwerke, ihre eigenen Nutzer z. B. durch voreingestellten Datenschutzfilter besser zu schützen, steht natürlich in aller Regel dem eigentlichen Geschäftszweck dieser Plattformbetreiber diametral entgegen. Denn schließlich geht es ja gerade darum, den Nutzer so gläsern wie möglich zu formen, um für ihn passgenaue Werbung platzieren zu können.

Und wie steht es mit der geschützten Privatsphäre überhaupt, wenn es darum geht, möglichst viele Follower oder Freunde oder „Gefällt mir“-Klicks zu sammeln? Handelt es sich gar um ein überholtes gesellschaftliches Modell? Sollte jeder, der nichts zu verbergen hat, es auch offen zeigen müssen?

Die Privatsphäre als überholtes gesellschaftliches Modell?

Meines Erachtens kann das nicht sein, denn es würde zu einer Umkehrung der Beweislast führen und Unschuldigen aufdrängen, sich aus der Position des Schwächeren heraus gegenüber dem Staat rechtfertigen zu müssen. Die eigene Privatsphäre aufzugeben heißt auch, sich manipulierbar zu machen. Eine Demokratie aber lebt von eigenständigen Persönlichkeiten und nicht durch eine manipulierbare Masse. Sie lebt vom Mitgestalten und nicht durch das sich Formen lassen. Mit Aufgabe der Privatsphäre verliert gleichzeitig auch die Demokratie. Denn Demokratie lebt auch von der Kontrolle der Macht durch das Volk. So wie die Macht aber das Volk kontrollieren kann, so gibt es keine wirkliche Kontrolle der Macht mehr. Dem Machtmissbrauch ist Tür und Tor geöffnet.

So gilt es auch hier, sich als Nutzer kritisch mit den sozialen Medien auseinander zu setzen und sich nicht vollkommen dem System preiszugeben. Ein gesundes Mittelmaß ist auch hier die richtige Entscheidung.

Über den Autor

Mein Name ist Julius S. Schoor. Ich bin Rechtsanwalt und spezialisiert auf IT-Vertragsrecht. Seit 2011 bin ich als Datenschutzbeauftragter TÜV-zertifiziert und bereits für mehrere Unternehmen als solcher offiziell bestellt.

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